„Schau mal, diese Bodenwellen!“
Wenn wir aufmerksam durch unseren Stadtforst gehen, werden wir an vielen Stellen eine ganz charakteristische Form des Waldbodens bemerken: Parallel verlaufende Bodenwellen etwa 40 cm bis 80 cm hoch, 8m bis 12 m breit und manchmal in Längen bis zu 100 m – auf dem Foto deutlich eingezeichnet.
Doch woher kommen diese sonderbaren Bodenstrukturen? Der Name gibt einen Hinweis auf die Entstehung dieses Phänomens. In dem Wort Wölbäcker steckt sowohl das Wort Wölbung, als auch das Wort Acker, denn das was wir heute noch als sanfte Wellen im Waldboden wahrnehmen können, sind Spuren des Ackerbaus der frühen Neuzeit.
Wenn beim Pflügen der mittelalterliche sog. „Beet- oder Karrenpflug“ verwendet wurde war das Ergebnis eine flache, gewölbte und langgezogene Ackerfläche. Obwohl es schon ab Mitte des 15. Jhr. weiterentwickelte Pflüge gab kam in unserer Region bis zur Mitte des 19. Jhd. der mittelalterliche Pflug zum Einsatz.
Gerhild Wehl, die Sülfelder Ortsheimatpflegerin, hat zwei zeitgenössische Darstellungen mittelalterlichen Ackerbaus in der Literatur ausfindig gemacht. (Abb. 1 und 2)
Heute sind nur dort Wölbäcker erhalten wo unmittelbar nach der Einstellung des Ackerbaues die Fläche mit Wald aufgeforstet wurde.
Im Laufe der Zeit nahm die Mechanisierung der Forstwirtschaft immer mehr zu. Die Maschinen für Entnahme und Bergung des Holzes (so wird es genannt wenn Holz zu wirtschaftlichen Zwecken gerodet und abtransportiert wird) wurden immer leistungsfähiger und größer. Bei der Holzentnahme auf Wölbäcker-Flächen ließen sich Schäden auf durch die dafür nötigen Rückespuren kaum vermeiden. Rückespuren sind Schneisen, die in Forstwälder geschlagen werden um mit großen und schweren Maschinen durch den Wald manövrieren zu können. Da die Maschinen sehr groß und tonnenschwer sind, hinterlassen sie tiefe Bodenspuren und starke Verdichtungen im Erdreich. Bei maschineller Holzentnahme auf Wölbäckern kann man auf Rückespuren nicht verzichten. Das ist sowohl aus historischer, als auch aus Naturschutzperspektive problematisch, denn nicht nur die Wölbäcker verschwinden unter den Reifen der Maschinen, auch für Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen schwindet ein Lebensraum.
Es war an der Zeit etwas zu unternehmen.
bei einem Waldgebiet wie dem Hohnstedter Holz, bei dem der größte Teil der Fläche mit Wölbäckern bedeckt ist, kann man nicht alle Äcker schützen wenn weiterhin Holzwirtschaft betrieben werden muss.
Die Arbeitsgemeinschaft der Wolfsburger Naturschutzverbände und der Verein für Heimatpflege regten deshalb in den dafür zuständigen Bau- und Umweltausschuss des Rates der Stadt an, eine kleine aber besonders dafür geeignete Fläche unter hundert prozentigen Schutz zu stellen. Die Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege unterstützte den Plan mehrheitlich. Die zuständigen Behörden – das Städtischen Forstamt und die Niedersächsischen Landesforsten – reagierten und stellten dafür eine Fläche zur Verfügung.
Um die Bürger entsprechend zu informieren sind an acht Zuwegen zum Hohnstedter Holz vom Städtischen Forstamt acht Schautafeln errichtet worden. Die Ehmer Stiftung BERND HANSMANN hat sie finanziert.
Mit Hilfe der Schautafeln sollen die Waldspaziergänger aufmerksam gemacht werden welch kostbarer und unverzichtbarer Schatz unser Wald inzwischen für uns geworden ist. Auf der Schautafel befindet sich auch die Darstellung eines sog. Laser-Scans – eine moderne und sehr genaue Methode der Landvermessung per Drohne oder Flugzeug – auf dem eindrucksvoll zu sehen ist, dass fast das ganze Hohnstedter Holz von Wölbäcker bedeckt ist.
Zusätzlich hat die Forstverwaltung zwei vom Verein für Heimatpflege Wolfsburg e.V. finanzierten Schautafeln errichtet auf denen Wissenswertes zu den Wölbäckern dargestellt ist.